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Interview mit Astrid Kalff und Alexandra Lambert

K9andSports: Zunächst einmal vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit nehmt, unsere Fragen zu beantworten. Bitte stellt Euch kurz vor! 

Alexandra Lambert: 37 Jahre, kfm. Angestellte – mit Groenendaelhündin „Baja von den Unglaublichen“ (7 Jahre) 

Astrid Kalff: 55 J., Dipl.-Kauffrau – mit Malinois-Hündin „Santanasangel´s Hope“ (7 Jahre) 

K9andSports: Wie lange macht ihr schon den Dienst bei der I.S.A.R. Germany und macht ihr mit Euren Hunden noch anderen Sport? 

Alexandra: – RH-Arbeit seit 2002, beim BRH (Bundesverband Rettungshunde) seit 2005 – bei I.S.A.R Germany seit 2017 – starte außerdem in Obedience (Klasse 2) und betreibe als Ausgleich Mondioring. 

Astrid: – RH-Arbeit seit 1999 (Mitglied der SEEBA=schnelle Einsatzeinheit Bergung Ausland des THW) – Gründungsmitglied von I.S.A.R Germany (2003) – seit 2015 zusätzlich noch IGP mit meinen Hunden. 

K9andSports: Auf wie vielen Echteinsätzen seid ihr gewesen und wo? 

Alexandra: 2021: NRW (Flutkatastrophe) 2021: Haiti (Erdbeben) 2023: Türkei (Erdbeben)

Astrid: 2004: Thailand (Tsunami) 2009: Indonesien (Erdbeben) 2010: Haiti (Erdbeben) 2015: Nepal (Erdbeben) 2021: Ahrtal (Flutkatastrophe) 2023: Türkei (Erdbeben) 

K9andSports: Unterscheidet sich die Nasenarbeit von Eurem Sport und dem der Rettungshundearbeit? 

Alexandra: Im Mondioring sucht und findet der Hund den Helfer auf dem dekorierten Platz, der Helfer trägt einen Vollschutzanzug. Nach dem Verbellen „begleitet“ der Hund den Helfer. Versucht der Helfer zu flüchten, darf der Hund anbeißen. 

Astrid: Im IGP muss der Hund muss mit tiefer Nase die Fährte aufnehmen und den Verlauf (Bodenverletzung) dann motiviert mit tiefer Nase, hoher Suchintensität, anhaltend und gleichmäßig folgen. Die Gegenstände auf der Fährte verweist der Hund (z. B. liegend). Alternativ kann die Anzeige der Gegenstände durch Aufnehmen der Gegenstände erfolgen. 

In der RH-Arbeit sucht der Hund im Trümmergebiet nach einem „Lebendgeruch“, er sieht das „Opfer“ in der Regel nicht. Die Hunde laufen mit hoher Nase über die Trümmer. Trümmerhunde reagieren auf den kleinsten Geruchsfetzen. Die Anzeige erfolgt an der Stelle, an der sie die meiste Witterung bekommen. Die Anzeige erfolgt durch Bellen. Je nach Trümmerstruktur kann allerdings die Witterung der lebenden Person an anderer Stelle angezeigt werden, als an der die Person liegt. Deswegen sichert man die Anzeige eines Hundes über einen weiteren Hund ab, der dann auch möglichst von einer anderen Seite her zu der Stelle der stärksten Witterung geschickt wird. Zudem kommt im Nachgang noch technisches 

Ortungsgerät (z.B. Kamera) zum Einsatz, um die genaue Lage der verschüttenden Person zu ermitteln. 

K9andSports: Wie anstrengend sind Eure Einsätze vor Ort, wie lange können Eure Hunde arbeiten und wie lange brauchen sie dann Pause? 

Die Trümmereinsätze sind für Mensch und Hund sehr anstrengend. Neben der oft langen Flugreise plus Transportweg ins eigentliche Schadensgebiet spielen die Witterungsumstellung (Temperaturunterschied bis zu 30 Grad Celsius zwischen Heimat und Einsatzstelle, z.B. Erdbebeneinsatz Haiti Januar 2010) eine weitere Belastungsgröße. Hinzu kommt der Zeitdruck, möglichst schnell ins eigentliche Schadensgebiet zu kommen, d.h. es gibt keine Ruhepausen. Für die Hunde sind insbesondere auch die Leichengerüche eine Herausforderung (die Hunde zeigen ein auffälliges Verhalten), da sie diese im Trainingsalltag natürlich nicht kennen. Deswegen werden die Hunde meistens für ca.1/2 Stunde von der in die intensive Suche geschickt, danach erfolgt eine Pause von ca. 1 h. In dieser Abfolge können die Hunde 5-6 Suchen in einer 12-StundenSchicht ableisten. 

K9andSports: Kommen sich die Rettungshundearbeit und Euer Sport nicht ins Gehege? Habt Ihr die Erfahrung gemacht, dass sich Hunde, die Ihr parallel im IGP / Mondio führt, schwerer tun z. B. im Anzeigeverhalten oder gibt es andere Probleme in der Arbeit?

Wir befürworten sogar die parallele Ausbildung in den genannten Sparten, da der grundsätzliche Aufbau im IGP/Mondioring in Bezug auf „Triebbeständigkeit“ (Beständigkeit der Verhaltensweise), Führigkeit und Belastbarkeit sogar ein gutes Fundament für die Rettungshundearbeit bildet. Das Anzeigeverhalten eines Rettungshundes, der parallel im Gebrauchshundesport geführt wird, ist gegenüber dem „Opfer“ jedenfalls nicht aggressiv oder sonst wie grenzwertig, so wie es an manchen Stellen fälschlicherweise behauptet wird. Ganz im Gegenteil erleben wir Hunde, die ein drangvolle, kräftige und freudige Anzeige zeigen. Die IGP/Mondioarbeit ist aus unserer Sicht sogar förderlich für die Rettungshundearbeit, da sie auf der gleichen Art des „Triebaufbaus“ fußt und dem Hund ebenso Impulskontrolle, Motivationswechsel und Gehorsam abverlangen.  

K9andSports: Wie wählt Ihr einen Welpen aus, wo kauft Ihr Eure Welpen und warum? 

Alexandra: Ich wähle meine Welpen nach Selbstbewusstsein, Emotionalität, Triebstärke, Durchsetzungsfähigkeit, Cooles, Arbeitsfreude und ein bisschen Verrücktheit aus. Diese Eigenschaften finde ich bei bestimmten Hunden, die ich schon länger im Blick habe. Die Verpaarung ist dabei ausschlaggebend, genau wie die Gesundheit der Elterntiere. Unabdingbar ist hierbei das Vertrauen zum verantwortungsvollen Züchter, nur mit diesem zusammen findet man seinen Hund. Ich habe das Glück, schon lange mit Bajas Züchterin befreundet zu sein. 

Astrid: Ich bin Malinois-Fan und beobachte verschiedene Zuchtlinien auf Eigenschaften wie Gesundheit, Unerschrockenheit, Zielstrebigkeit, Härte, Spiel- und Beutetrieb sowie Sozialverhalten. Ich schaue mir immer vorher die Zuchthündin und vor allen Dingen die Aufzucht an. Am liebsten fange ich mit einem Welpen an, den ich mit 8 Wochen zu mir hole. Aber ich habe auch gute Erfahrung damit gemacht, einen Junghund zu übernehmen unter der Voraussetzung, dass er bis dato eine gute Prägung erfahren hat und natürlich die Gesundheitsergebnisse vorliegen. Meine Züchterin bringt in all diesen Punkten die besten Voraussetzungen mit. 

K9andSports: Welche Eigenschaften bei einem Gebrauchshund sind für Euch für Eure Arbeit im Rettungsdienst wichtig und unterscheiden sich ggf von anderen Hunderassen? 

An erster Stelle stehen der absolute (Arbeits-)Wille, hohe Motivation und die Durchsetzungsfähigkeit. Neben Durchsetzungsfähigkeit und eine gewissen Härte braucht es eben auch die Führerbezogenheit. Alles Punkte, die einen guten Gebrauchshund auszeichnen. Aber es gibt auch sehr gute Rettungshunde anderer Rassen, prozentual aber im Vergleich zu den Gebrauchshunden nicht in der Anzahl.  

K9andSports: Vielen, lieben Dank für Eure Zeit und vor allem für Euren Einsatz!

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