K9andSport: Kannst Du Dich kurz vorstellen und erzählen, was du beruflich machst?
Hannah: Mein Name ist Hannah Schmitz, ich bin Hundesportlerin und Diensthundführerin in Niedersachsen. Zur Zeit führe ich meinen dritten Diensthund, er ist 2,5 Jahre alt und sowohl Schutzhund als auch Datenträgerspürhund. In der Regel werden unsere Diensthunde dual geführt, dass bedeutet, dass sie nach Bestehen der Zulassungsprüfung zum Schutzhund auch einen Spürhundlehrgang besuchen.
K9andSport: Du kommst ja ursprünglich aus dem Hundesport und warst auch dort schon sehr erfolgreich.
Ist das ein Grund, warum du DHF werden wolltest?
Hannah: Meinen ersten Malinois (Zito vom Greifenring *17.07.2009) bekam ich einige Jahre bevor ich das Studium an der Polizeiakademie in Oldenburg begonnen habe. Mit ihm konnte ich mich für die BSP, das DMC Championat sowie die FMBB WM in Finnland qualifizieren. Nachdem ich 2011 bei der Polizei angefangen habe, habe ich lange überlegt, ob es sinnvoll ist, sein Hobby auch zum Beruf zu machen. Ich befürchtete, dass mir dadurch der Spaß am Hundesport verloren gehen könnte. Ich habe dann jedoch einige Seminare bei einem exzelenten Diensthundausbilder besuchen dürfen, so dass der Entschluss, mich nach dem Studium auf eine Stelle als DHF zu bewerben relativ einfach fiel. Da es mir sehr wichtig war, einen wirklich guten Hund als Diensthund zu führen, habe ich mir selber einen Welpen gekauft und ihn dann zwei Jahre später zum Ankauf vorgestellt (X´Grimm von Löwenfels *14.09.2014). Man kann somit sagen, dass ich über den IGP Sport zum Diensthundwesen gekommen bin. Mein derzeitiger Diensthund „Troll“ stammt aus holländischen KNPV Linien.
K9andSport: Wie sieht dein Alltag in Deinem Job aus?
Hannah: rundsätzlich versehe ich im Wechselschichtdienst meine Arbeit. Hierbei bedienen wir beispielsweise im Nachtdienst alle Einsätze, bei denen erhöhtes Gefahrenpotential für die Kollegen des Streifendienstes bestehen könnte und sichern diese bei der Arbeit mit dem Diensthund ab. Weiterhin werden wir beispielsweise eingesetzt, wenn ein Einbruch festgestellt und vermutet wird, dass sich noch Personen in dem Objekt aufhalten oder verstecken könnten. Auch eine Fährtensuche nach flüchtigen Personen, das Auffinden von Beweismitteln (Suche nach Gegenständen mit frischer menschlicher Witterungsanhaftung), das Schützen von Demonstrationen oder Fußballspielen gehört zu unserem Alltag.
Um das Ganze etwas anschaulicher zu machen, beschreibe ich einen Einsatz, den wir im Frühjahr dieses Jahres hatten:
Nach einem Raub auf den Inhaber eines Restaurants, flüchtete eine Person in einen angrenzenden Stadtwald. Durch die Kollegen des Streifendienstes wurde das Gebiet großräumig umstellt und wir haben mit meinem Diensthund „Troll“ das Gelände abgesucht. Hierbei führte uns der Diensthund an den Zaun eines Kindergartengeländes und zeigte von Außen an dem dichtbewachsenen Zaun an. Bei genauerer Nachschau konnten wir direkt hinter dem Zaun einen Schlagstock, sowie eine Geldtasche erkennen.
Nachdem wir einen Schlüssel für das Gelände organisieren konnten (es war über 2m mit teilweise Natodraht obenauf eingezäunt), betraten wir das Gelände nach dem Androhen des Diensthundeinsatzes. Der Diensthund konnte den Täter in einem dort befindlichen Kinderspielhaus aufstöbern, er hatte sich dort wie Spiderman oben unter das Dach geklemmt und war von außen nicht sichtbar. Da der Täter auch auf Ansprache nicht aus seinem Versteck heraus kam, setzte ich den Diensthund zum Beißen ein. Der Täter konnte hiernach mit dem Diensthund aus dem Häuschen gezogen, gefesselt und festgenommen werden. Das Diebesgut hatte er bereits in seine Taschen und Schuhe gesteckt. Ohne die Nasenarbeit des Hundes hätten wir den Täter niemals gefunden und durch die ausgeprägten Schutzhundeigenschaften konnte eine mögliche Verletzung von Kollegen bei der Festnahme verhindert werden.
Neben dem täglichen Schichtdienst bedienen wir natürlich auch noch Einsatzanfragen im Spürhundbereich. Mit einem Datenträgerspürhund sind das vor allem Durchsuchungen im Zusammenhang mit Kinderpornografie, Internetkriminalität im Allgemeinen aber auch Staatsschutzdelikte.
K9andSport: Aus deiner Sicht als Hundesportler und DHF: Warum ist es wichtig, dass wir Hundesportler und Züchter mit den Behörden zusammenarbeiten?
Hannah: Ich bin der festen Überzeugung, dass nach einem möglichen Verbot des Gebrauchshundesportes das Schutzhundwesen in den Behörden nur kurze Zeit später eingestellt werden würde. Die Grundlagen für den Erhalt des Gebrauchshundes mit seinen ganzen Eigenschaften, die ihn zur Verwendung im Diensthundwesen qualifizieren, sind die Zucht sowie die Verwendung der Hunde in den verschiedenen Gebrauchshundsportarten (Mondioring, IGP, KNPV etc.). Wir kaufen derzeit ausschließlich Welpen (mit FCI Papieren) an um den Anforderungen der neuen Tierschutzhundeverordnung gerecht werden zu können. Die Zucht dieser Welpen erfolgt ausschließlich im privaten Bereich, Niedersachsen züchtet keine eigenen Welpen. Der Hundesport und die damit einhergehende Zucht ist somit unserer Grundlage um geeignete Welpen für eine spätere Verwendung im dienstlichen Bereich kaufen zu können.
K9andSport: Was erwartest du von einem guten Diensthund und gibt es Parallelen zu den Sporthunden?
Hannah: Von einem guten Diensthund erwarte ich eine hohe jagdliche Motivation um ihn im Bereich der Spürhundarbeit als auch im Bereich des Schutzdienstes gut ausbilden zu können. Weiterhin sollte der Hund auch für Futter sehr gut zu motivieren sein und hier auch nicht empfindlich sein, was die Auswahl des Futters angeht. Aus meiner Sicht können sowohl der Fremden gegenüber eher misstrauische (linkslastige) Hund als auch der eher freundliche (rechtslastige) Hund sehr gute Diensthunde werden. Beide Hundetypen müssen je nach Charakter und Veranlagung in verschiedenen Bereichen gefördert werden und haben jeweils ihre Vor- und Nachteile.
Für mich gibt es grundsätzlich keinen Unterschied in der Eignung für den Sport oder Dienst. Sicherlich muss der Diensthund jedoch gerade im Bereich des Schutzdienstes eine gewisse Belastbarkeit haben, die in den Einsatzsituationen auch über das im Sport geforderte Maß hinausgeht und sich zudem in den verschiedensten Situationen problemlos in der Umwelt bewegen können (glatter Boden, Dunkelheit, Treppen, Gitterroste etc.).
K9andSport: Was erhoffst Du Dir für die Zukunft mit der Zusammenarbeit mit K9andSports und den diensthundhaltenden Behörden?
Hannah: Ich hoffe inständig, dass auf allen Seiten das Verständnis entsteht, dass der Sport und die Zucht von Gebrauchshunden die Grundlage des Fortbestands des Diensthundwesens ist. Mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen und der Bundeswehr gibt es keine interne Zucht und Zuchtselektion von Diensthunden. Wir sind auf die Welpen der Gebrauchshundsportler angewiesen! Ich wünsche mir für die Zukunft, dass ein gemeinsamer Weg entstehen kann, von dem beide Seiten profitieren können und dass hierdurch sowohl der Sport als auch das Schutzhundwesen in den diensthundhaltenden Behörden weiterhin bestehen kann, denn der Einsatz von Diensthunden ist aus meiner Sicht durch kein anderes Einsatzmittel ersetzbar.