K9andSport: Stell Dich und Deine Hunde bitte kurz vor!
Lena: Ich bin Lena, 31 Jahre alt, Grundschullehrerin und komme aus der Pfalz. Zu mir gehören meine 7-Jährige Border Collie Hündin „Anni“ und meine 3-Jährige Malinois Hündin „Saru“. Beide Hunde werden im IGP-Sport gearbeitet, sind ausgebildete Schulhunde und Reitbegleithunde.
K9andSport: Du hast mit Deiner Anni bereits in Filmen und Werbespots mitgewirkt. War das von Anfang an der Plan auch mit Saru?
Lena: Mit Saru war von Anfang an der Plan, sie im IGP-Sport zu arbeiten. Die Schulhundeausbildung und auch die „Filmhundeplanung“ war eher eine Art „netter Zusatz“, wenn sie sich eben dazu eignet. Ich persönlich würde mir keinen Malinois anschaffen, um in erster Linie einen Schulhund aus ihm machen zu wollen.
K9andSport: Du machst neben dem Filmhundetraining noch IGP und Deine Hunde begleiten Dich mit zur Schule – was für eine Ausbildung mussten die Hunde dafür absolvieren?
Lena: Beide Hunde haben zunächst einen Wesenstest absolviert und dann eine einjährige Ausbildung zum Therapiebegleithund durchlaufen. Am Ende dieser Ausbildung stand für mich eine Theorieprüfung an und jeder Teilnehmer musste eine Abschlussarbeit abgeben. In der praktischen Prüfung haben die Teilnehmer ein „Krankheitsbild“ (z.B. ADHS, Parkinson, Depressionen,…) gezogen. Dazu mussten sie mit ihrem Hund entsprechend einen Einsatz planen und diesen am Prüfungstag an einem „Patienten“ durchführen.
K9andSport: Was für Voraussetzungen sollte in Hund für den Job als Schulbegleithund mitbringen? Der Malinois ist ja eigentlich sicher nicht sehr typisch dafür…
Lena: Ein Schulhund sollte einen guten Grundgehorsam mitbringen und zudem folgende Merkmale erfüllen:
- freundlich / höflich auf Menschen, insbesondere auf Kinder zugehen
- lernwillig sein
- hohe Toleranz- und Reizschwelle/Stresstoleranz/ Gelassenheit mit sich bringen
- über eine zuverlässige Signal- und Impulskontrolle verfügen
- über eine gute Sozialisation und Habituation verfügen, um unterschiedliche Situationen souverän meistern zu können
- gut zur Ruhe kommen können
- nicht übermäßig schreckhaft sein
- keine Berührungsängste haben
- gepflegt und sauber sein
- gesund, geimpft und entwurmt sein
K9andSport: Hast Du das Gefühl, dass Saru durch das IPG Training
„aggressiver“ geworden ist und behindert das Training die Verwendung im Job als Schulbegleithund?
Lena: Ganz klar, NEIN! Im Gegenteil – in der Schule wird Saru einiges an Ruhe und Zurückhaltung abverlangt. Der Schutzhundesport ist für sie eine Art „Ventil“. Sie hat hierdurch regelmäßig die Gelegenheit einfach auch mal „Vollgas“ geben zu können. Saru trennt ganz klar den Schulalltag vom Schutzdienst auf dem Hundeplatz. Zudem springt sie nach dem Training auch gerne mal dem Schutzdiensthelfer auf den Schoß und schleckt ihm durchs Gesicht!
K9andSport: Kannst Du uns einen Einblick über einen typischen Tag in der Schule mit dem Hund beschreiben?
Lena: Wir haben an unserer Schule verschiedene Angebote zum Thema Hund. Es gibt „Hunde – Förderstunden“, eine Hunde AG oder eben der ganz normale Schulmorgen in meiner Klasse. Alle Kinder lernen zu Beginn bestimmte Regeln im Umgang mit Hund kennen. In den Förderstunden und auch in der AG steht neben der Wissensvermittlung zum Thema Hund, das aktive Arbeiten mit dem Hund auf dem Programm. Wir machen unterschiedliche Übungen, zur sozialen Interaktion, Förderung motorischer Fähigkeiten, Förderung sprachlicher Fähigkeiten uvm. An einem Schulmorgen in der Klasse ist der Hund zum Großteil „nur“ dabei, er darf sich im Klassenraum frei bewegen und sich aufhalten, wo er mag. Auch hier gibt es verschiedene Rituale, wie zum Beispiel den „Trick der Woche“. Anni und Saru würfeln hin und wieder Rechenaufgaben, ziehen unsere Wörter der Woche aus einem Säckchen, lassen sich in der Leseecke vorlesen und vieles mehr. Durch kleine Spiele mit Hund lockern die beiden immer wieder das Unterrichtsgeschehen auf.
K9andSport: Nun kommen wir nochmal auf „Miss Hollywood“ Saru zu sprechen: Wie aufregend war es in ei-nem richtigen Hollywoodfilm mitzuwirken und was war für Euch die größte Herausforderung dabei?
Lena: Diese Erfahrung war einfach unbeschreiblich und meine Aufregung riesengroß! Allerdings war es mir nicht von Beginn an bewusst, um welch große Produktion es sich da handelt. Ich kannte die Filmreihe „Tribute von Panem“ nicht wirklich! – Im Nachhinein aber definitiv „Gut so!“, sonst wäre meine Aufregung vermutlich nochmal eine ganz andere gewesen. Eine große Herausforderung war der Trick “ Zähne fletschen“ auf Kommando und zwar auf eine Distanz von 10-15 Meter über ein Handzeichen. Zudem musste der Hund enorme Ausdauer, Ehrgeiz und einen enormen Arbeitswillen mitbringen, da es zahlreiche Wiederholungen aus den unterschiedlichsten Perspektiven gab.
K9andSport: Im Moment steht der Gebrauchshundesport ja sehr unter Beschuss, viele fordern die Untersagung des Schutzdienstes. Wie siehst Du das Ganze, Du bist ja schließlich sehr vielfältig mit Deinen Hunden unterwegs!
Lena: Zum einen sind meine beiden Hunde (beide im Schutzdienst gearbeitet) das beste Beispiel dafür, dass Hunde durch diese Art Hundesport nicht gefährlich oder gar zur Waffe werden! Beide Hunde sind nicht nur Schulhunde, sondern laufen auch problemlos am Pferd mit oder bewegen sich frei im Hühnerstall und vieles mehr. Mein Border Collie hat vom Schutzdienst sogar sehr profitiert. Anni war ein sehr unsicherer Hund und durch den Sport (welcher mit ihr eher ungeplant war) ist sie an ihren Aufgaben gewachsen und in ihrem Selbstbewusstsein enorm gereift. Heute hat sie vor nichts mehr Angst, geht super souverän durch alle erdenklichen Situationen mit mir und sie „brennt“ für den Schutzdienst!
Zum anderen kann man dem Sport durchaus kritisch gegenüberstehen, hauptsächlich:
- weil es noch immer einige gibt, die ihn gedankenlos ausüben und Trainingsmethoden wie Starkzwang anwenden
- weil es noch immer einige gibt, die Hunde so drangsalieren, dass sie sich ernsthaft bedroht fühlen
Ich wünsche mir für diesen Sport sehr, dass solche Trainingsweisen sehr bald gänzlich der Vergangenheit angehören, dass Hundesportler sich informieren, fortbilden und Dinge nicht weiterhin so machen, weil sie es eben „schon immer so machen.“
Abschließend ist das Ergebnis einer verantwortungsvoll und fair durchgeführten Ausbildung im Schutzdienst für mich persönlich keinesfalls „eine Waffe auf vier Beinen“, sondern ein selbstbewusster, stressresistenter, ausgelasteter Hund, der trotz einer hohen Reizlage im Gehorsam seines Hundeführers steht.