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Anne Apelmeier im Interview: Malinois zwischen Sport, Zucht und Dienst (Teil 1)

Herzlich willkommen zu einem spannenden Gespräch mit Anne Apelmeier. Anne ist Züchterin von Malinois-Gebrauchshunden und teilt mit uns ihre Erfahrungen aus dem Hundesport und der Zucht.

K9andSports: Hallo Anne, schön, dass du da bist. Als Einstieg: Würdest du dich kurz unseren Lesern vorstellen?

Anne:

Hallo zusammen, vielen Dank für die Einladung. Ich bin Anne Apelmeier. Ursprünglich komme ich aus Wesel, wo ich bereits im Alter von zwölf Jahren meine Leidenschaft für den Hundesport entdeckte. Diese Begeisterung hat mich seitdem nie verlassen. Im Jahr 2015 bekam ich endlich die Chance und begann unter meinem eigenen Zwingernamen mit der Zucht von Malinois. Seitdem habe ich mich auf die Zucht von leistungsfähigen Hunden spezialisiert, die ihre Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen unter Beweis stellen.

K9andSports: In welchen Hundesportarten warst du denn bisher aktiv?

Anne:

Ich begann mit den Hundesportarten Agility und Turnierhundesport (THS). Als ich etwas 15 Jahre alt war, kam meine erste Malinois-Hündin und mein Leben und auch die Hundesportrichtung änderten sich. Mit ihr entdeckte ich den Schutzhundesport, der damals noch VPG hieß und heute als IGP bekannt ist. Mit der Zeit wuchs das Interesse massiv, so dass ich mich schließlich entschied, mich intensiver mit der Rasse auseinanderzusetzen.

K9andSports: Mit 15 einen Mali? Wie kam das denn zustande?

Anne:

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich einen Malinois zum ersten Mal auf dem Hundeplatz sah. Die Ausstrahlung dieses Hundes hat mich in den Bann gezogen. Kurze Zeit später hatte ich die Gelegenheit, eine dreieinhalbjährige Malinois-Hündin zu übernehmen, die zur Abgabe stand. Sie zeigte eine starke Hundeführerbindung und eine enorme Arbeitsbereitschaft. Die Art und Weise, wie sie sich zeigte, hat mich total angesprochen. Dazu kam noch ihr Aussehen – kurzhaarig, Stehohren und die schwarze Maske.

K9andSports: Wurde in deiner Familie auch Hundesport betrieben?

Anne:

Nein, überhaupt nicht. Ich komme aus einer Familie, die keine Erfahrung mit Hunden hat.

K9andSports: Wie lief das dann, so jung mit einem Mali? Gab es da keine Probleme?

Anne:

Die Hündin war extrem selbstbewusst und war ursprünglich für den Wachdienst vorgesehen. Ich verliebte mich sofort in sie und nahm sie kurzerhand mit nach Hause, ohne dass vorher zu besprechen. Hexe war ein passender Name für sie – sie war wirklich eine Hexe! Die Entscheidung sie zu behalten, war nicht unumstritten und es folgten lange Diskussionen mit meiner Mutter. Letztendlich war es jedoch klar, dass Hexe bleiben würde, da sie sich ausschließlich an mich gebunden hatte.

K9andSports: Das war dann wohl Schicksal! Du hast ja schon über deine Zucht gesprochen. Was hat dich dazu bewogen, genau diese Rasse zu züchten?

Anne:

Nach meiner ersten Hündin hatte ich oft mehrere Malinois gleichzeitig. Ich half anderen Züchtern bei der Aufzucht von Welpen und genoss es, die Entwicklung der Hunde zu begleiten. Es war faszinierend zu sehen, wie sich ihre Charaktereigenschaften formten. Der Wunsch, eigenverantwortlich zu züchten, war daher schnell da. Allerdings war ich damals noch zu jung und die Wohnsituation dafür nicht geeignet. Doch mit der Zeit konnte ich die notwendigen Voraussetzungen erschaffen und mein Ziel verwirklichen.

K9andSports: Wie viele Würfe hast du denn bis jetzt schon gehabt?

Anne:

Mit meinem eigenen Zwingernamen habe ich inzwischen zehn Würfe großgezogen. Doch bereits davor unterstützte ich andere Züchter bei ihren Würfen und sammelte wertvolle Erfahrungen.

K9andSports: Ein Großteil deiner Hunde geht ja in den Dienst. Wie wichtig ist dir, dass diese Hunde auch als Familienhunde geeignet sind?

Anne:

Ich mache einen klaren Unterschied zwischen Diensthunden und Familienhunden. Wenn ein Hund für den Dienst bestimmt ist, hat seine Eignung für den Dienst höchste Priorität. Wenn er dann auch noch die Eigenschaften eines guten Familienhundes mitbringt, ist das ein zusätzlicher Pluspunkt, aber nicht das Hauptziel.

K9andSports: Nach welchen Kriterien wählst du deine Zuchthunde und Deckrüden aus? Geht es dir da um die Abstammung, die Wesenseigenschaften oder Prüfungsergebnisse?

Anne:

Für mich stehen Prüfungsergebnisse oder Ausbildungskennzeichen nicht an erster Stelle. Sie können zwar hilfreich sein, um die Hunde besser einzuschätzen, aber sie sind nicht entscheidend. Ich bevorzuge es, die Hunde persönlich zu sehen, insbesondere auch in ihrem häuslichen Umfeld und in ihren jeweiligen Einsatzgebieten. Hunde mit einem gewissen Temperament, die nicht zu ruhig sind, sondern ein bisschen „angerissen“ sind – also Hunde, die ein bisschen mehr Feuer haben. Zudem bewerte ich die Nachzucht und ihre Gesundheit. Wenn all diese Faktoren passen und die Linie zu meiner Hündin kompatibel ist, entscheide ich mich zu einem Wurf.

K9andSports: Was meinst du genau mit „angerissen“? Kannst du das näher beschreiben?

Anne:

Mit „angerissen“ meine ich Hunde, die extrem wach, reaktionsschnell und skeptisch sind. Sie sind von Natur aus motiviert, arbeiten gerne mit und ohne Spielzeug und benötigen wenig Ansporn, um aktiv zu sein. Diese Hunde wollen von sich aus Arbeiten.

K9andSports: Du hast ja hohe Ansprüche an deine Zuchthunde. Unterscheidest du bei diesen Ansprüchen zwischen Hündinnen und Rüden? Es gibt ja Züchter, die sagen, die Hündin muss nur eine gute Mutter sein, während die Leistung primär vom Rüden erwartet wird.

Anne:

Nein, ich mache da keinen Unterschied. Ich denke, die Zuchthündin hat mindestens denselben Anteil wie der Rüde. Besonders in den ersten acht Wochen der Aufzucht spielt die Hündin eine entscheidende Rolle, indem sie den Welpen wichtige Dinge vermittelt und prägt. Ihr Einfluss ist daher genauso wichtig wie die des Rüden.

K9andSports: Du hast bereits über die Bedeutung der ersten Wochen im Leben eines Welpen gesprochen. Was sind die wichtigsten Schritte, um eure Welpen von Beginn an optimal auf ihre spätere Arbeit vorzubereiten?

Anne:

Die ersten Wochen im Leben eines Welpen sind entscheidend für seine Entwicklung und Vorbereitung auf seine spätere Arbeit. Ich beginne mit der Sozialisierung der Welpen bereits im Alter von 4 Wochen, indem ich sie verschiedenen Menschen, Tieren, Geräuschen, Untergründen und Umgebungen aussetze. Dies hilft ihnen, ihre Sinne zu entwickeln und sich besser auf neue Situationen einzustellen. Ich beobachte die Welpen dabei sorgfältig um ihre Charaktere und Tendenzen kennen zu lernen um seine Stärke zu entwickeln und seine Schwächen zu überwinden.

Hier endet Teil 1. In Teil 2 sprechen wir mit Anne über ihre Erfahrungen mit Würfen, die Unterschiede zwischen Malinois früher und heute, den Diensthunde-Alltag und ihre Einschätzungen zu Wesenstests.

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