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Keine Alternative zum Spürhund!

Horst-Dieter Träger ist Botschafter für „K9andSports” und war vor seiner Pensionierung Zollhundeführer und -trainer. Er spricht über seinen Dienst mit dem Hund und die Anforderungen an den Vierbeiner.

Interview von Dr. Barbara Ullrich-Kornadt,
SV-Pressereferentin

Was ist die eindrucksvollste Geschichte oder der spektakulärste Fund, die/den du mit einem Diensthund beim Zoll erlebt hast?

In mehr als 40 Jahren im Diensthundewesen gab es natürlich sehr viele eindrucksvolle „Geschichten”, positive und negative. In den vergangenen Jahren habe ich mir einigen Kollegen im Rahmen eines Pilotprojekts ein Absauggerät für Container entwickele. Das war eine sehr spannende Arbeit, die zum Schluss auch sehr gute Arbeitsergebnisse erbracht hat. Das war schon ein Highlight in meiner Tätigkeit als Zollhundeführer und -trainer.

Eine besonders negative „Geschichte” war ein Drogenfund – viele kleine Portionen – zwischen Spielsachen im Kinderzimmer eines Dealers. Es war bei den Dealern eigentlich immer ein No-Go, im Kinderzimmer Drogen zu verstecken. Da ich zu dem Zeitpunkt selbst Vater eines kleinen Kindes war, hat mich das sehr berührt.

Was zeichnet die Hunde, vor allem die Deutschen Schäferhunde, die beim Zoll zum Einsatz kommen, aus? Nach welchen Kriterien werden sie ausgesucht?

Die für uns geeigneten Hunde zeichnen sich durch eine hohe Selbstsicherheit und Nervenstärke, Belastbarkeit sowie ein stark ausgeprägtes Triebverhalten und Gesundheit aus. Das Beuteverhalten muss besonders bei den Spürhunden sehr ausgeprägt sein. Beim Deutschen Schäferhund haben wir den Vorteil, dass die Population sehr groß ist und somit deutlich mehr Hunde zur Auswahl stehen. Außerdem sind sie, besonders für Neueinsteiger, gut zu führen. Bei einigen anderen Rassen gestaltete sich dies manchmal etwas schwieriger. Das ausgeprägte Triebverhalten muss in jeder Situation zur Verfügung stehen. Uns werden oftmals Hunde angeboten, die sich auf dem „grünen Rasen” hervorragend präsentieren, aber dann von glatten und/oder beweglichen Untergründen sehr beeindruckt sind. Hier müssen die Zuchtverbände tätig werden und die Auswahlkriterien der Zucht ggf. etwas anpassen. Der züchterische Fokus wird oftmals leider auf die „Rasenspezialisten” gelegt. Als Leistungsrichter sehe ich oft Hunde, die sich im Wettkampfmodus hervorragend präsentieren, sich aber z.B. bei der Siegerehrung auf dem Podest beeindruckt zeigen. Das trifft leider auf viele Gebrauchshunderassen zu.

Welche Aufgaben erfüllen Hunde beim Zoll? Welche Spezialisierungen gibt es?

Der Zoll bildet in erster Linie Hunde zum Schutzhund, Rauschgift-, Tabak- und Bargeldspürhund aus. Hinzu kommen noch einige Spürhunde zum Auffinden von „Er­ zeugnissen tierischen Ursprungs”, also Teilen geschützter Tierarten.

Auf der Website der Initiative „K9andSports” wird ein Polizeibeamter mit dem Satz zitiert: ,,Eine Stimme gegen Gebrauchshunde ist auch immer eine Stimme gegen die diensthundehaltenden Behörden.” Kannst du beschreiben, was genau er meint?

Wer gegen die Zucht von Gebrauchshunden ist, die natürlich auch eine Selektion durch Prüfungen und Körungen beinhaltet, der gefährdet nach meinem Verständnis im weitesten Sinne auch unsere innere Sicherheit. Die diensthundehaltenden Behörden benötigen die durch unsere Zucht gut selektierten Gebrauchshunde. Ohne diese Hunde ist es nicht möglich, den Dienstbetrieb wie bisher aufrechtzuerhalten. Der Schutzhund erspart in vielen Bereichen einige Kollegen und die Arbeit mit dem Spürhund ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht durch andere Alternativen flächendeckend zu gewährleisten.

Du bist Botschafter für „K9andSports”. Was sind deine wichtigsten Anliegen?

Ich möchte erreichen, dass die Verbände und die diensthundehaltenden Behörden sich wieder sinnvoll austauschen. Am 21. Oktober des Vorjahres fand in Ennepetal ein Treffen mit Vertretern der diensthundehaltenden Behörden und Vertretern fast aller Gebrauchshundeverbände statt. Dies war eine beeindruckende Veranstaltung für mich. Es fand ein reger Austausch statt. Die Vertreter der Behörden erläuterten noch einmal, welchen Typ Hund sie für ihre Tätigkeit benötigen, und die Verbände erörterten, wie man diesen Hundetyp selektieren könnte bzw. sollte.

Momentan ist noch ein Großteil der Diensthunde, die über Händler bezogen werden, ein bis zwei Jahre alt. Sie sind oftmals schon etwas „verwildert” und schwerer auszubilden. Aufgrund der Vorgaben des TierSchG für eine artgerechte Ausbildung, die die Behörden natürlich auch wollen und umsetzen, geht der Trend zu jüngeren Hunden von seriösen Züchtern. Diese sind wesentlich einfacher für die gewünschten Einsatzbereiche zu trainieren. Ich meine, es ist eine Win-win-Situation. Die diensthundehaltenden Behörden benötigen die von den Gebrauchshundeverbänden gezüchteten Hunde und wir benötigen die diensthundehaltenden Behörden, um unsere Legitimation der Gebrauchshundezucht und Ausbildung der Öffentlichkeit darzustellen. Es wurde meines Erachtens in den vergangenen Jahren vernachlässigt, der Öffentlichkeit den Sinn unserer Zucht und den Sport näherzubringen. Sie muss erfahren, dass wir auch etwas für das Gemeinwohl leisten!

Abbildung: Horst-Dieter Träger mit seinem Zollhund "Morris von den Wannaer Höhen" bei einem Wettkampf der Oberfinanzdirektion Hannover
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