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Anne Apelmeier im Interview: Malinois zwischen Sport, Zucht und Dienst (Teil 2)

Im ersten Teil unseres Gesprächs erzählte Anne Apelmeier von ihrem Einstieg in den Hundesport, den Anfängen ihrer Zucht und den Kriterien, nach denen sie ihre Hunde auswählt. Nun geht es weiter mit Erfahrungen aus der Praxis, genetischen Fragen und dem Alltag von Malinois im Dienst.

K9andSports: Du hast vorhin angesprochen, dass du schon Würfe hattest, bei denen der Plan voll aufgegangen ist, aber auch Würfe, die dich überrascht haben. Glaubst du, dass es Hunde gibt, die ihre Eigenschaften stärker vererben als andere?

Anne:

Ja, es gab Würfe, bei denen alles nach Plan lief und die Ergebnisse genau meinen Erwartungen entsprachen. Aber es gab auch Würfe, bei denen das Gegenteil eintrat. Beide Erfahrungen habe ich bereits gemacht und sie haben mich gelehrt, dass Zucht bei aller Planung auch immer ein Stück Unsicherheit birgt.

K9andSports: Und wie war es bei Wurf-Wiederholungen? Ist das Ergebnis ähnlich wie beim ersten Wurf?

Anne:

Ich habe bereits Wurf-Wiederholungen durchgeführt und dabei festgestellt, dass die Welpen nicht immer identische Kopien des ersten Wurfs sind. Es kann durchaus etwas völlig anderes dabei herauskommen. Dennoch waren die Welpen im Durchschnitt relativ ähnlich, sowohl im Charakter als auch im Aussehen.

K9andSports: Was hat dir an diesen Würfen so gut gefallen? Waren es die „angerissenen“ Hunde, die du ja als Favoriten genannt hast?

Anne:

Sie waren nicht nur nervenstark und „angerissen“, sondern auch herausfordernd im Hundesport bzw. der Unterordnung, da sie hier teilweise mehr Motivation benötigten. Doch wenn es darauf ankam, konnten sie ihre Energie perfekt dosieren: ruhig und fokussiert, wenn es nichts zu tun gab, und sofort präsent, wenn Action gefragt war. Diese genetische Veranlagung hat mir wirklich imponiert.

K9andSports: Hast du das Gefühl, dass sich die Malis von früher von denen von heute unterscheiden, sowohl vom Wesen als auch gesundheitlich?

Anne:

Ja, das würde ich definitiv sagen. Heute gibt es im Durchschnitt mehr nervöse Malis. Allerdings sehe ich auch Malis, die nicht mehr diesen Arbeitswillen wie früher haben und viel mehr Motivation benötigen. Zudem fallen mir oft unsichere Malis auf, die nicht mehr die gleiche Selbstsicherheit und Stabilität wie ihre Vorgänger besitzen. Ich glaube, das liegt daran, dass heute einfach mehr und vor allem nicht leistungsorientiert gezüchtet wird. Zudem spielt die Aufzucht eine entscheidende Rolle. Viele Hunde landen bei Besitzern, die sie nicht optimal aufziehen können, was zu Defiziten führt. Und nicht zuletzt gibt es einfach viel mehr Malis als früher, was die Vielfalt beeinflusst.

Ich denke, gesundheitliche Probleme gab es auch früher, aber die umfassenden Tests und Diagnosemöglichkeiten fehlten. Oft blieb die Ursache für bestimmte Symptome unklar, besonders bei neurologischen Problemen, Gangwerkproblemen oder Ausfällen. Diese Probleme wurden nicht dokumentiert oder öffentlich gemacht. Ich glaube, sie existierten bereits, wurden aber nicht erfasst oder thematisiert.

K9andSports: Was hältst du davon, wenn die Zucht zu eng wird, andere Rassen einzukreuzen, um den Genpool aufzufrischen?

Anne:

Bevor man diesen Schritt geht, gibt es noch andere Möglichkeiten. Man könnte die Anzahl der Deckeinsätze für besonders beliebte Rüden limitieren. Zudem bietet das Ausland, insbesondere Länder wie Belgien oder Holland, genetisch diverse gute Hunde. Ich würde zunächst mit Auflagen und Einschränkungen arbeiten, bevor ich die Zucht für Fremdrassen öffnen würde, um die genetische Vielfalt innerhalb der bestehenden Rasse zu fördern.

K9andSports: Wie handhabst du es mit Rüden aus anderen Verbänden, die nicht über die gleichen Prüfungen verfügen?

Anne:

Ich mache mir vorher ein umfassendes Bild vom Hund, nicht nur auf dem Trainingsplatz. Es ist interessant zu sehen, wie sich der Hund verhält, wenn er aus dem Auto geholt wird oder sich in der Umwelt bewegt. Ich würde ungern einen ungearbeiteten Rüden wählen, aber eine DMC-Prüfung oder andere Prüfungen ist nicht zwingend erforderlich. Wichtig ist, dass der Hund bereits trainiert ist, damit man seine Arbeitsweise und sein Potential beurteilen kann. Zuvor habe ich viele junge Rüden schon gesichtet und verfolge den „Werdegang“.

K9andSports: Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften für einen guten Diensthund im Vergleich zu einem Sporthund?

Anne:

Ich denke, man braucht im Dienst definitiv nervenstärkere Hunde als im Sport. Hunde, die sich schnell regenerieren und mit vollem Einsatz agieren, ohne Kompromisse einzugehen. Sie müssen sowohl mental als auch körperlich belastbar sein und viel aushalten können.

K9andSports: Wie genau läuft die Abgabe der Welpen in den Dienst ab? Gibt es spezielle Tests oder Auswahlverfahren, die diese Stellen mit den Welpen durchführen?

Anne:

Es gibt keine Auswahlverfahren. Meistens wird sich auf die Einschätzung des Züchters verlassen in Absprache mit den neuen Besitzern/Hundeführern deren Vorstellungen besprochen und und manchmal entscheidet auch das Bauchgefühl.

K9andSports: Was sind die wichtigsten Kriterien für dich, wenn du einen Welpen an einen Diensthundeführer abgibst? Was muss ein potenzieller Führer mitbringen, damit du ihm einen deiner Hunde anvertraust?

Anne:

Wenn ich einen Welpen an seine zukünftigen Besitzer, Hundeführer abgebe, achte ich auf bestimmte Kriterien. Der potenzielle Hundeführer sollte Erfahrung mit Hunden haben und ein tieferes Verständnis für die Rasse besitzen. Ich suche auch nach Hundeführern, die bereit sind, sich intensiv mit den Rasseeigenschaften auseinanderzusetzen.

K9andSports: Wie sieht der Kontakt zu den Welpen nach der Abgabe aus, besonders zu denen im Dienst? Gibt es spezielle Rückmeldungen, die du von den Behörden bekommst?

Anne:

Nach der Abgabe bleibe ich in Kontakt mit den Besitzern. Ich erhalte Rückmeldungen zu den Hunden, dem Trainingsverlauf, Prüfungs- oder Einsatzerfolgen und auch zu Gesundheitsergebnissen.

K9andSports: Gibt es ein konkretes Beispiel für den Erfolg deiner Zucht im Dienstbereich? Und was bedeutet dieser Erfolg für deine zukünftigen Zuchtpläne?

Anne:

Ein Beispiel für den Erfolg meiner Zucht im Dienstbereich ist ein Welpe, der erfolgreich als Polizeihund eingesetzt wird. Dieser Erfolg bedeutet, dass meine Zuchtmethoden und -ziele richtig sind und dass ich weiterhin auf diesem Weg bleiben kann.

K9andSports: Du hast vor Kurzem an einem Wesenstest teilgenommen. Was hältst du von der Aufstellung der Zuchtprüfungen im DMC? Findest du den Wesenstest gut, auch ohne Schutzdienst?

Anne:

Mir hat der Wesenstest sehr gut gefallen. Ich finde es positiv, dass bei jungen Hunden oft noch keine intensive Ausbildung stattgefunden hat, sodass man das natürliche Wesen und die genetischen Anlagen besser erkennen kann. Die Chance, das authentische Verhalten des Hundes zu sehen, ist dadurch deutlich größer.

K9andSports: Gibt es sonst noch etwas, das Du unseren Lesern sagen möchtest?

Anne

Die Frage nach der Welpenauswahl ist ein häufiges Thema. Viele Leute möchten sich gern den Welpen selbst aussuchen, aber ich handhabe das normalerweise anders. Die meisten Leute können die Welpen bei einem kurzen Besuch nicht wirklich einschätzen, da es sich nur um Momentaufnahmen handelt. Stattdessen versuche ich, gemeinsam mit den Interessenten den passenden Welpen zu finden. Manchmal fällt es den Leuten schwer, sich auf meine Einschätzung zu verlassen. Ein bisschen mehr Vertrauen in den Züchter wäre wünschenswert.

Ich möchte mich herzlich für die Einladung und ihrem Interesse an meiner Zucht bedanken. Es war ein ehrliches Gespräch, und ich hoffe, dass ich den Lesern einen guten Einblick in meine Gedanken als Züchterin geben konnte. Ich bin überzeugt, dass verantwortungsvolle Zucht entscheidend ist für die Qualität dieser Rasse. Ich freue mich darauf, weiterhin meine Leidenschaft für die Hundezucht nachzugehen und Menschen auf ihrem Weg mit ihren Hunden zu begleiten

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