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Hitzeschlag bei Hunden: Risikofaktoren, Symptome und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Der Sommer steht vor der Tür und es ist mittlerweile wahrscheinlich auch beim letzten angekommen, dass Überhitzung bei Hunden eine große Gefahr ist. Doch wie steht es um die Unterschiede zwischen den Hunderassen? Was ist zu tun, wenn ein Hund überhitzt? Und welche Faktoren erhöhen das Risiko einer Überhitzung? All das und mehr erfahrt ihr in unserem Artikel.

Einen Hitzeschlag zu erleiden, ist wie in einen heißen Ofen zu geraten – eine akute und lebensbedrohliche Situation. Es passiert besonders oft bei drückender Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit, wenn der Körper mehr Wärme produziert, als er abgeben kann. Das kann zum Beispiel passieren, wenn ein Hund in einem heißen Auto zurückgelassen wird (klassischer Fall) oder wenn er sich zu sehr anstrengt (anstrengungsbedingter Hitzeschlag).

Ein Hitzeschlag geht typischerweise mit einer Körperkerntemperatur von über 40°C einher und bringt das zentrale Nervensystem durcheinander.

Interessanterweise können gesunde und aktive Hunde, wie sie häufig unter den Gebrauchshunden zu finden sind, Körpertemperaturen zwischen 40 und 42°C erreichen, ohne dabei zwingend Probleme haben zu müssen. Aber Vorsicht, das bedeutet nicht, dass sie unverwundbar sind! Auch wenn sie eine bessere Hitzetoleranz haben, sollten wir trotzdem darauf achten, dass sie nicht überhitzen. Gerade bei diesen Hunden ist die Ursache für einen Hitzeschlag häufig anstrengungsbedingt.

Die Körpertemperatur von Hunden wird durch das Gleichgewicht zwischen der Wärmezufuhr aus ihrer Umgebung und ihrer Wärmeabgabe reguliert. Wenn die Außentemperatur höher ist als ihre eigene Körpertemperatur, nehmen Hunde Wärme aus ihrer Umgebung auf.

Und wie geben sie die Wärme wieder ab? Nun, sie haben ein paar Tricks auf Lager. Sie schwitzen ein wenig über ihre Pfoten und Nase, aber vor allem hecheln sie.

Bei heißen Temperaturen über 31°C wird die Hautwärmeabgabe ineffektiv und der Hund kann die Körpertemperatur nur noch über das Hecheln regulieren.

Die thermoneutrale Zone für Hunde variiert je nach ihrer Fellstruktur und Rasse. Langhaarige Hunde bevorzugen Temperaturen zwischen 15 und 20 °C, während kurzhaarige Hunde sich am wohlsten bei 20 bis 25 °C fühlen. Für nordische Hunde liegt die ideale Temperatur zwischen 10 und 15 °C. Außerhalb dieser Bereiche muss der Körper zusätzliche Energie aufwenden, um die Körpertemperatur zu regulieren.

Dies macht deutlich, dass die richtige Wahl bei der Rasse entscheidend ist, besonders in Bezug auf das Klima, in dem man lebt. Es sind nicht alle Hunderassen für jedes Klima geeignet. Ein Extrembeispiel: Ein Bewohner von Peru sollte sich keinen Husky zulegen, genauso wenig wie jemand aus Sibirien einen Nackthund wählen sollte. In Deutschland herrscht ein gemäßigtes Klima, daher gibt es bei der Wahl der Rassen keine starken Einschränkungen. Dennoch sollte berücksichtigt werden, dass bestimmte Rassen möglicherweise mehr Unterstützung benötigen, um ihre Körpertemperatur in den Jahreszeiten Winter und Sommer zu regulieren. Es ist wichtig, dass die Bedürfnisse der Rasse mit den klimatischen Bedingungen des Wohnortes übereinstimmen, um dem Hund ein gesundes und angenehmes Leben zu ermöglichen.

Ab einer Temperatur von etwa 25°C beginnt der Hund, seine Atemfrequenz zu erhöhen und zu hecheln – eine natürliche Reaktion auf die Hitze. Doch hier kommt der Haken: Brachyzephale (kurznasige) Hunderassen haben es dabei etwas schwerer. Aufgrund ihrer Anatomie verbrauchen sie mehr Energie beim Atmen und haben eine reduzierte Fähigkeit, Wärme durch Hecheln abzugeben im Vergleich zu Hunden mit mittleren Nasen-Schädel-Proportionen – den sogenannten mesocephalen Rassen.

Züchter sollten daher daran arbeiten, die Überzüchtung solcher Rassen zu vermeiden und stattdessen auf gesündere Merkmale, wie große Nasenlöcher und gesunde Nasen-Schädel-Proportionen zu achten.

Nachdem wir nun die verschiedenen Aspekte des Hitzeschlags und der Hitzeempfindlichkeit bei Hunden betrachtet haben, werfen wir einen Blick auf zwei weitere wichtige Faktoren, die das Risiko eines Hitzeschlags erhöhen können: das Alter und die Größe des Hundes.

Wenn Hunde älter werden, steigt ihr Risiko für Hitzeschläge. Das liegt daran, dass ältere Hunde häufiger unter Begleiterkrankungen wie Atemwegs- oder Herzerkrankungen leiden, die ihre Fähigkeit zur Wärmebewältigung beeinträchtigen können. Außerdem neigen sie dazu, etwas pummeliger zu sein, und durch einen höheren Anteil an subkutanem Fett und geringere kardiovaskuläre Fitness für Hitzeschläge anfälliger zu sein.

Zusätzlich zu altersbedingten Gesundheitsproblemen steigt das Risiko auch bei großen Hunderassen, insbesondere wenn sie die 50 kg-Marke überschreiten. Somit ist es entscheidend, auf die Gesundheit und das Gewicht unserer Hunde zu achten, um ihr Wohlbefinden und ihre Sicherheit zu gewährleisten.

Aber das ist noch nicht alles! Die Akklimatisierung spielt eine wichtige Rolle für Hunde, insbesondere bei starken Temperaturschwankungen, was im Frühsommer vermehrt zu Hitzeschlagvorfällen führen kann. Diese Anpassung beginnt innerhalb von etwa 4 Tagen und ist normalerweise nach 20 Tagen abgeschlossen, kann aber bis zu 60 Tage dauern. Es ist entscheidend, unseren Hunden ausreichend Zeit zu geben, sich an die Temperaturen anzupassen und sicherzustellen, dass sie sich wohl fühlen.

Nachdem wir nun wissen, wie ernsthaft ein Hitzeschlag für unsere Hunde sein kann, werfen wir einen Blick auf das Erkennen von Anzeichen und die lebensrettenden Erste-Hilfe-Maßnahmen!

An dieser Stelle vielen Dank an unseren K9-Botschafter Dr. Simon Bach (Tierarzt), der uns die folgenden Informationen zur Verfügung gestellt hat:

Ein Hitzeschlag kann für Hunde lebensbedrohlich sein, und die Symptome können vielfältig sein. Dazu gehören starkes Hecheln mit starkem Speichelfluss, schnelle und flache Atmung, hochrote bis violette Schleimhäute, Taumeln und Torkeln, Erbrechen, Apathie und eine Körpertemperatur über 40 Grad Celsius. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und schnell zu handeln.

Erste Maßnahmen, insbesondere bei einem bewegungsassoziierten Hitzeschlag, umfassen radikales Runterkühlen des Hundes, vorzugsweise durch ein Tauchbad in kaltem Wasser. Die Kreislaufbelastung spielt dabei eine untergeordnete Rolle, da es entscheidend ist, die Körpertemperatur schnell zu senken. Es ist ratsam, die Körpertemperatur alle fünf Minuten zu messen und sicherzustellen, dass sie schnell unter 40°C sinkt.

Wenn der Hund bewusstlos ist, sollte er in Seitenlage mit überstrecktem Kopf platziert werden, wobei darauf geachtet werden muss, dass die Atemwege frei sind. Vergiss nicht, die Maulhöhle auf Erbrochenes zu kontrollieren. Und ganz wichtig: Das Tier sollte so schnell wie möglich einem Tierarzt vorgestellt werden, um eine angemessene medizinische Versorgung zu erhalten.

Denn jede Minute zählt, wenn es um das Wohlergehen unserer Hunde geht!

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